Für viele von uns ist der 15. März, der Tag der Gemeinderatswahl, gefühlt eine Ewigkeit her, markiert er doch den letzten Tag, bevor Bayern in die erste Phase des Corona Lockdowns geschickt wurde. Zwar blieb uns noch einige Zeit bis zur konstituierenden Sitzung, doch waren wir gut beschäftigt, da wir uns zum Ziel gesetzt hatten, die Geschäftsordnung der Gemeinde Aschheim gänzlich zu überarbeiten und die Ausschüsse neu zu gestalten. Das natürlich über Videokonferenzen.
Der große Tag der konstituierenden Gemeinderatssitzung fand am 7. Mai statt. Im feierlichen Rahmen wurden auch unsere drei neuen Gemeinderäte vereidigt und, was uns ganz besonders freut, Robert Ertl einstimmig als zweiter Bürgermeister gewählt.
Jetzt ging es richtig los: Gleich in der ersten Gemeinderatssitzung trumpften wir mit drei Anträgen auf: Wir streben mittelfristig die Erweiterung des betreuten Wohnens an, die Gemeinde wurde gebeten, ein Gesamtkonzept zur Gestaltung des Sportparks, inklusive eines Neubau des Sportheims, zu erarbeiten und wir setzten mit den neuen Mehrheitsverhältnissen eine gutachterliche Neubewertung des Rathausabrisses durch.
Und dann kam Wirecard.
Reichte es nicht, dass die Corona Auswirkungen unsere Gemeinde erwartungsgemäß vor einigen Herausforderungen stellen werden, ging jetzt auch noch einer unserer größeren Gewerbesteuerzahler in die Insolvenz, und in was für eine. Plötzlich war Aschheim der Nabel der Welt, der Ort, den eine hanseatische Zeitschrift verächtlich (oder neidvoll?) als „Kaff“ bezeichnete, so dass eine große heimische Tageszeitung zur Ehrenrettung herbeieilte. Schlagartig fanden überregionale Journalisten den Weg in unseren Ort, bemühten sich um ein Interview und um eine Einschätzung der Lage durch die Gemeinde und deren Gemeindevertreter.
Ja, wir sehen kräftige finanzielle Auswirkungen der Wirecard Insolvenz auf die Gemeinde zukommen, dazu braucht es keine Glaskugel sondern eher einen Blick in den Bundesanzeiger. Wir wissen aber auch, dass wir in einer attraktiven Gegend wohnen, in herrlicher Landschaft, im Speckgürtel von München, mit exzellenter, wenn auch ausbaufähiger Verkehrsanbindung und mit einem interessanten Gewerbesteuersatz. Somit sind wir absolut zuversichtlich, dass es uns gelingen wird, trotz der Veränderungen der Arbeitsgewohnheiten, die Corona mit sich bringt, neue Gewerbesteuerzahler in unsere Gemeinde zu bringen.
Eine grundsätzliche Herausforderung sehen wir aber darin, die richtige Balance zwischen Wachstum und Stillstand zu finden. Wer die Tagesordnungspunkte des Bau- und Planungsausschusses in den Ortsnachrichten oder in dem nun für die Öffentlichkeit zugänglichen Ratsinformationssystem [1] verfolgt, weiß um die Rasanz, mit der neue Bebauungspläne aufgestellt werden sollen. Für uns Freie Wähler muss Bevölkerungs- und Gewerbewachstum aber immer mit der Erweiterung bestehender Infrastruktur einhergehen.
Die Auswirkungen von Corona und die Wirecard Insolvenz bedeuten sicherlich, dass wir mit Großinvestitionen derzeit etwas vorsichtiger agieren müssen. Deshalb haben wir die Gemeinde gebeten, eine Liste der größeren Vorhaben zu erstellen. Basierend darauf, und den Entwicklungen in den nächsten Monaten, werden wir, gemeinsam mit den anderen Gemeinderatsmitgliedern, bereits adressierte und neue Vorhaben sukzessive in die Wege leiten.
Ihre Freie Wähler Aschheim Dornach
[1] Übrigens, unser Antrag von 2016 zur Öffnung des Ratsinformationssystems wurde, nachdem er von einer anderen Partei aufgegriffen wurde, jetzt für gut befunden und umgesetzt, was uns trotzdem sehr freut